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aktualisiert
Montag, 08.01.2024 8:58

I071

1910 (ca.) | Theinola Otto Thein (Bremen - Hamburg)

Theinola ca. 1910, Front entfernt, Totale Theinola, ca. 1910, Pedale für Selbstspieler-Antrieb ausgeklappt, Gehäusefront entfernt
Theinola, Bremen ca. 1910: in Bildmitte, am Ende des Tastenhebels, die Betätigungsstange des Selbstspiel-Anschlags Theinola, ca. 1910, Abspielvorrichtung; in der Mitte der Gleitbock mit 67 Lufteinlassschlitzen, die durch die unten eingelegte Notenrolle geschlossen werden. Jedes Loch in der Rolle löst eine Funktion aus. Oben die Rolle zur Aufwicklung des abgespielten Teils der Rolle. Rechts Teil der Antriebsmechanik sichtbar.
"Theinola", ca. 1910. Totale eines Tastenhebels mit Zusatzhebelglied hinten (im Bild links); zusätzlich im Bild auffallend die Bleiröhrchen, die vom Gleitblock zu den pneumatischen Bälgen führen. "Theinola", ca. 1910: Ende des Tastenhebels, Detail mit Hebel für Aufnahme der Bestätigungsstange der Selbstspielmechanik

 

Kurzcharakteristik

  • sowohl "per Hand" wie auch "per Selbstspieler" spielendes aufrechtes Klavier; derzeit einziges online nachweisbares Instrument mit dieser Benennung dieses Herstellers.
  • Name auf Klaviatur-Deckel innen: "THEINOLA". Namen reliefiert auf Gussplatte oben rechts: "Otto Thein Bremen - Hamburg". Buchstabe auf Gussplatte links: "A"; drei Eintragungen (467 / L467 /R467) auf der nicht sichtbaren Seite der Klaviaturklappenhalterung und deren klavierbackenseitigen Führungshölzern; keine Instrumenten-Seriennummer sichtbar; Herstellerangabe am 2. Hebel von Rechts der Steuerungseinheit des Selbstspielers: "Melodant".
  • Die ungefähre Datierung des Instrumentes erfolgt aufgrund des Eintwicklungstyps des eingebauten Selbstspielers.
  • Marc Widuch zur instrumentenbaugeschichtlichen Einordnung (E-Mail vom 08.09.2012): "Das ist ja schön, dass Sie nun auch ein Pianola in Ihren Räumen haben. Fast alle Klavierhersteller haben damals zumindest in kleinsten Stückzahlen ein -ianola angeboten, um am enormen Marktbedarf um 1910 Teil zu haben – oder zumindest nicht als rückschrittlich zu wirken. Die -ianola waren eigentlich immer Aeolian Einbauten (so wie bei Ibachiola, etc.) – also hier die 65er Skala mit Themodist. Wenn die Hersteller den Instrumenten ihre eigenen Markennamen gaben (wie bei Theinola), durftn sie auch andere Bezeichnungen für Themodist – also hier Melodant- verwenden. Es passen alle Standard 65er Rollen – die Melodant Rollen waren nur wieder eine Namensvariante."
  • Selbstspieler: System "Melodant" (identisch mit System "Themodist" von "Aeolian Pianola") mit 65 anspielbaren Tönen (A1 bis cis4) und 67 Spuren ("Themodist" erfunden 1900, im Markt wohl erst ab ca. 1906; diente der Hervorhebung von Tönen: "it helped to distinguish the themes"; "Melodant" seit 1907 im Markt); entwicklungsgeschichtlich ist dieser Typ von Selbstspieler der zweitniedrigste Entwicklungsstand (das "Aeolian Pianola" System wurde seit ca. 1897 zunächst ohne "Themodist", also mit 65 Spuren, produziert) und wurde rasch von Systemen, die mehr Spuren zur Darstellung weiterer musikalischer, interpretativer Parameter besitzen, abgelöst.
  • Rollenbreite 286 mm.
  • Funktionsweise ausklappbare Pedale nach Art von Harmonium-Instrumenten erzeugen einen Unterdruck, durch den zum einen die Mechanik zum Antrieb der gelochten Notenrolle angetrieben wird, zum anderen der Klavieranschlag ausgelöst wird: Im "nichtspielenden" Ruhezustand verschließt das Band der Notenrolle alle 67 Löcher; ein Loch im Notenrollenband lässt an entsprechender Stelle den Unterdruck zusammenbrechen und Luft einströmen, wodurch der Anschlag ausgelöst wird.
  • Die Art der Mechanik mittels einer Hebelwippe am hinteren Ende eines jeden Tastenhebels (also überflüssigerweise auch derjenigen Tastenhebel, die außerhalb der 65 Töne des Selbstspielbereichs liegen) sorgt dafür, dass im Selbstspielmodus die Klaviertasten nicht "wie von unsichtbarer Hand" mitbewegt werden, sondern ruhig bleiben.
  • Maße: 153 cm breit [inkl. Deckel], 74 cm tief, 132 cm hoch (inkl. Rollen).
  • Ambitus: 7 Oktaven = 85 Tasten = A2 bis a4
    • x-x = einchöriger Bezug, umsponnen
    • x-x = zweichöriger Bezug, umsponnen
    • x-x = zweichöriger Bezug, blank
  • Bezug kreuzsaitig, Gussrahmen; Instrument im Vergleich zum "normalen" Pianino erheblich größer und viel schwerer.
  • für "Handspielbetrieb" zwei Pedale: rechts Dämpfungsaufhebungspedal ("Forte"), links Moderator ("Piano"; bewirkt eine Verringerung des Anschlagsweges).
  • Selbstspieler wird durch sechs Hebel gesteuert (der "Steuermann" dieser Hebel hieß "Pianolist" - zur Abgrenzung vom "Pianisten"), im geschlossenen Zustand verborgen hinter einer nach vorne abklappbaren Leiste im Bereich des Schlüssellochs, vor der Klaviatur, zur Steuerung der Instrumentenfunktionen: (3) Hebel links [Funktionen noch unbekannt]; (3) Hebel rechts (v.l.): Tempo, Melodant, Rollenrückspulung.
  • Marc Widuch (München) zur instrumentenbaugeschichtlichen Einordnung (E-Mail vom 08.09.2012): "Das ist ja schön, dass Sie nun auch ein Pianola in Ihren Räumen haben. Fast alle Klavierhersteller haben damals zumindest in kleinsten Stückzahlen ein -ianola angeboten, um am enormen Marktbedarf um 1910 Teil zu haben – oder zumindest nicht als rückschrittlich zu wirken. Die -ianola waren eigentlich immer Aeolian Einbauten (so wie bei Ibachiola, etc.) – also hier die 65er Skala mit Themodist. Wenn die Hersteller den Instrumenten ihre eigenen Markennamen gaben (wie bei Theinola), durften sie auch andere Bezeichnungen für Themodist – also hier Melodant – verwenden. Es passen alle Standard-65er-Rollen – die Melodant-Rollen waren nur wieder eine Namensvariante."

Zustand: unrestaurierter Originalzustand.

Voreigentümer: Privatbesitz Hamburg (Schenkung Ursel Meisner, August 2012)

Literatur:

  • Paul de Wit: Welt-Adreßbuch der gesamten Musikinstrumenten-Industrie, Leipzig
  • Hubert Henkel, Art. "Thein, Otto", in: ders., Lexikon deutscher Klavierbauer, 1. Aufl. Frankfurt/Main 2000, S. 646-648
  • Jan Großbach: Atlas der Pianonummern. 10. aktualisierte und erweiterte Auflage. Frankfurt: PPV-Medien Gmbh Edition Bochinski 2005, S. 235 f.
  • Herbert Jüttemann: Mechanische Musikinstrumente. Einführung in Technik und Geschichte. 2., erweiterte und überarbeitete Auflage. Köln: Dohr 2010, S. 249-276